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ingrid e johnson

THE MOTH StorySlam London – Thema: FURCHTLOS

by ingrid e johnson
November 27, 2024
in BÜHNE & MEDIEN
THE MOTH StorySlam London – Thema: FURCHTLOS
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(Diese Geschichte ist die Übersetzung einer Geschichte, die ich bei dem THE MOTH StorySlam am 23.07.2019 im RichMix in London vor ungefähr 300 Leuten erzählt habe.)

Als ich an diesem Abend meine Wohnung verließ, um einen Spaziergang durch meine Nachbarschaft in Manhattan zu machen, bin ich meiner üblichen Routine nachgegangen. Ich steckte meine Kopfhörer in die Ohren und hörte ein Album von einem meiner Lieblingsgitarristen. Während ich auf den Aufzug wartete, schaltete mein Smartphone plötzlich auf das Lied „Big Trouble“ von John Lurie. Dabei hatte ich das Telefon nicht einmal angefasst. Es fühlte sich ein bisschen so an, als hätte es jemand gehackt. Das erinnerte mich an eine Episode, die mir über ein paar Wochen im Juli und August 1996 passiert ist. Als ich davon überzeugt war, dass mich ein Filmregisseur in der ganzen Stadt ohne meine Zustimmung mit versteckten Kameras filmte.

Und das fand ich toll!

Ich wusste, dass im Aufzug eine Kamera war. Also habe ich mich wieder auf die gewagte Theorie eingelassen, dass ein Filmregisseur mir folgte. Ich habe mich so vor der Kamera im Aufzug positioniert, dass ich dem Filmteam sehr gutes Material lieferte.

Auf dem Weg zum Park, natürlich unter dem Blick vieler versteckter Kameras, dämmerte mir, dass ich auf einen der bestgeschützten Parks in New York City zuging. Er war rundum gespickt mit vielen Überwachungskameras, weil der Bürgermeister von New York City in diesem Park wohnt.

Als ich durch den Park ging, wusste ich, dass meine Filmcrew wollte, dass ich im Park tanze. Sie wechselten nämlich plötzlich zu einem Lied, das unwiderstehlich zum Tanzen einlud. Ich wusste, das war mein Zeichen. An dieser Stelle wollten sie, dass ich tanze.

Und das habe ich getan.

Nach meinem Auftritt im Park machte ich mich auf den Weg nach Hause. Plötzlich kamen einige Fans auf mich zu und sprachen mich an. Meine Fans waren drei Polizeibeamte, die mich nicht nach einem Autogramm fragten. Stattdessen baten sie mich, in einen Rettungswagen zu steigen, der in der zweiten Reihe wartete. Da dachte ich: „Wow, jetzt treffe ich wohl endlich meinen Regisseur.“ Also bin ich eingestiegen. Wir fuhren ein paar Blocks nach Süden und das Filmstudio befand sich seltsamerweise in einem Krankenhaus.

Sie haben mir Blut abgenommen. Sie verlangten von mir, dass ich ihnen all meine Kleider und Habseligkeiten gebe. Dann brachten sie mich nach oben in eine geschlossene psychiatrische Abteilung. Am Morgen schenkten mir die Psychiater keine Blumen für meine Tanzshow, sondern gaben mir Clonazepan und Risperidon. Ich verweigte die Einnahme.

Zu diesem Zeitpunkt hatte meine Mutter herausgefunden, wo ich war. Von Mountain Lakes, New Jersey, fuhr sie in die Stadt, um mich zu besuchen. Sie war der Meinung, ich wäre völlig o. k., und bat um meine sofortige Entlassung. Dann versprach sie, mich zu ihr nach Hause mitzunehmen. Zu ihrem Haus in Mountain Lakes, NJ, wo sie umgeben von Bäumen an einem See wohnte. Völlig entspannt. Die Psychiater weigerten sich, mich in ihre Obhut zu geben.

Meine Mutter kam immer wieder in die Stadt und besuchte mich jeden Tag im Krankenhaus. Nach 7 Tagen drohten mir die Psychiater mit einer Gerichtsverhandlung. Sie wollten, dass ich die Medikamente nehme. Die einzige Möglichkeit, mich zur Einnahme zu zwingen, sei eine richterliche Anordnung. Ich dachte: „Netter Versuch. Damit werden sie niemals durchkommen.“ Aber ich hatte Angst. Deswegen engagierte ich eine sehr gute Rechtsanwältin, die bereit war, mich vor Gericht zu vertreten.

Daraufhin beschloss meine Mutter, alles schriftlich festzuhalten und eine Erklärung abzugeben, warum sie der Meinung war, dass ich aus dem Krankenhaus entlassen werden sollte. Sie reichte diese Erklärung beim Direktor der Psychiatrie dieses Krankenhauses ein. Die Psychiater auf der Station erhielten eine Kopie. Daraufhin vereinbarte der Leiter der psychiatrischen Abteilung ein Treffen mit mir. Er entschied, dass sie nicht mit mir vor Gericht gehen würden. Nach 14 Tagen Freiheitsentzug, weil ich in einem öffentlichen Park getanzt hatte, wurde ich entlassen. Das Krankenhaus erhielt dafür 80.000 Dollar von meiner Krankenversicherung!

Ich wusste, dass so etwas aufgrund der Gesetze im Staat New York leicht wieder passieren kann. Also beschloss ich, wieder nach Berlin zu ziehen. Nach den Berliner Gesetzen kann niemand ohne richterliche Anordnung länger als 48 Stunden eingesperrt werden.

Als ich wieder in Berlin ankam, habe ich es ausprobiert. Ich wusste, dass ich gesetzlich geschützt war. Ich habe genau dasselbe Kleid, das ich an dem legendären Abend trug, angezogen und mit ähnlichen Bewegungen zu genau denselben Liedern  getanzt. Niemand in Berlin fühlte sich bedroht. Viele Leute haben mir die Daumen hoch gezeigt und einige haben mich sogar mit ihrem Handy gefilmt.

 

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